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Samstag, 16. September 2023

»Umwertung aller Werte« von Friedrich Nietzsche

Die »Umwertung aller Werte« ist ein von Friedrich Nietzsche geprägtes Schlagwort, ein schöpferischer Gedanke seines Spätwerkes und ein zentraler Begriff seiner Philosophie und Moralkritik.

»Umwertung aller Werte« von F. Nietzsche geprägte Formel, mit der er einen Akt »höchster Selbstbesinnung der Menschheit« verbindet. Angesichts des von ihm behaupteten allgemeinen Kulturniedergangs und der Entwertung aller Ideale kritisierte er alle Versuche einer an den traditionellen Werten orientierten neuen Sinngebung. Er forderte, statt in solchem »unvollständigen Nihilismus« steckenzubleiben, das Prinzip der Wertsetzung zu ändern. »Wert« bemisst sich für ihn an den »Erhaltungs- und Steigerungsbedingungen« des Lebens, wie sie im Geltungsstreben starker Individuen zum Ausdruck kommen und in denen sich der »Wille zur Macht« seine eigenen Ziele setzt.

Der Ausdruck für eine neue, gegensätzliche Bewertung bisheriger Wertvorstellungen stammt aus der Philosophie Friedrich Nietzsches (1844-1900) und bezieht sich dort auf die geforderte Ersetzung christlich-abendländischer Werte durch vorchristlich-archaische Tugenden. Damit sollte in einem »Akt höchster Selbstbesinnung der Menschheit« der Nihilismus aus der Einsicht in die mangelnde Objektivität aller bisherigen Sinngebung überwunden werden. Das geplante Werk »Der Wille zur Macht« sollte den Untertitel »Versuch einer Umwertung aller Werte« tragen. Der Titel seines geplanten Spätwerkes, das nicht mehr vollendet wurde und Fragment geblieben ist.

Die Verwendung von »Umwertung aller Werte« als Untertitel zu »Der Antichrist« und zu der Kompilation eines Nachlassteiles zu dem Buch »Der Wille zur Macht« (1906).

In der Zeit des Nationalsozialismus hat Friedrich Würzbach, damaliger Präsident der bis 1943 bestehenden Nietzsche-Gesellschaft, im Jahr 1940 eine erweiterte Zusammenstellung von Texten des Nachlasses von Nietzsche mit 2.397 Aphorismen unter dem Titel »Das Vermächtnis Friedrich Nietzsches. Versuch einer Auslegung allen Geschehens und einer Umwertung aller Werte« herausgegeben. Diese Ausgabe wurde 1969 und 1977 erneut aufgelegt. Sie ist seit Erscheinen der Kritischen Gesamtausgabe hinfällig.

Schon im Jahr 1883 fühlte die bisher unbewußte und ungewollte Zusammenghörigkeit seiner Werke. »Die durchgehende unbewußte Gedanken-Kongruenz und -Zusammengehörigkeit in der bunt geschichteten Masse meiner neueren Bücher hat mein Erstaunen erregt: man kann von sich nicht los, deshalb soll man es wagen, sich weithin ghen zu lassen.« Das Jahr 1886 ist entscheidend hierfür. Fast alle vorherigen Werke werden mit neuen Vorreden versehen und in einen einzigen Zusammenhang gebracht - sie werden hineingezogen in jene schwingende Bahn um jenes eine Zentrum. Seite 32 Ende 1887 fühlte er, daß die Stunde der Ausführung gekommen ist. Er schrieb am 2. Dezember 1887 an Gersdorff: »In einem bedeutenden Sinn steht mein Leben jetzt wie im vollen Mittag: eine Tür schließt sich, eine andere tut sich auf. Was ich nur in dne letzten Jahren getan habe, war ein Abrechnene, Zusammenaddieren von Vergangenem, ich bin mit Mensch und Ding nachgerade fertig geworden und habe einen Strich daruner gezogen.«

Literatur:

Der Wille zur Macht: Versuch einer Umwertung aller Werte Banduch I & II
Der Wille zur Macht: Versuch einer Umwertung aller Werte Banduch I & II